Von Dirk Ehrlich | Allgemein
„Und, was verdienst du so?“ Diese Frage ist in Deutschland nach wie vor mit einigen Tabus belegt, und häufig reden wir mit unseren Kollegen und Kolleginnen, ja sogar mit Bekannten nicht darüber, wie wir bezahlt werden. Dabei ist dieses Thema total wichtig, zumal es große Unterschiede in der Bezahlung verschiedener Berufe gibt. Deswegen erfahren Sie hier, in welchem Beruf Sie 2022 am meisten verdienen können.
Das Gehalt ist ein Faktor, der für die Berufswahl nicht zu vernachlässigen ist. Nachweislich ist die Bezahlung nämlich der wichtigste Grund für einen Berufswechsel, wie aus einer Umfrage von StepStone von Anfang 2022 hervorgeht. Umso spannender ist, wie viel man in Deutschland mit welchen Berufen verdienen kann.
Im Gehaltsreport 2022 haben StepStone und Gehalt.de die Vergütungsdaten von mehr als 600.000 Menschen gesammelt, womit der Report auf Deutschlands größter Gehaltsdatenbank fußt. Dabei stammen 64 Prozent der Angaben von Männern und 36 Prozent von Frauen, während der Anteil von Arbeitnehmenden mit Personalverantwortung 13 Prozent beträgt. Herausgefunden wurde: Das gesamtdeutsche Bruttomediangehalt lag 2021 bei 44.074 €, der Bundesbruttodurchschnitt bei 51.009 €. Beachtet werden muss dabei, dass diese Werte aufgrund der Situation der Kurzarbeit im Jahr 2021 nur bedingt Rückschlüsse auf die Gehälter nach Ende der Pandemie zulassen.
Der Median ist der Wert, der eine gesammelte Datenmenge in zwei gleich große Hälften teilt. Anders als der Durchschnitt wird er deshalb nicht von besonders großen oder besonders kleinen Werten beeinflusst. Aus diesem Grund eignet er sich gut, um die Bezahlung verschiedener Berufe realistisch darzustellen. Alle Zahlen, die wir in diesem Artikel nennen, meinen also das Mediangehalt, sofern wir nichts genauer spezifizieren.
Das Durchschnittsgehalt in Deutschland ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, allein der Beruf an sich lässt also nur begrenzte Aussagen über die Bezahlung zu. So spielen beispielsweise auch die Region, die Unternehmensgröße und die Branche eine Rolle, ebenso wie die Bildung der Arbeitnehmenden. Der Median von 44.074 € kann deshalb nur ein grober erster Anhaltspunkt sein. Nichtsdestotrotz zeigt der Gehaltsreport 2022, dass es klare Unterschiede in der Bezahlung verschiedener Berufsgruppen gibt.
Am besten verdienen in Deutschland Ärzte und Ärztinnen mit einem Median von 78.317 € und einem Durchschnitt von starken 92.597 €. Egal, ob Mediziner begehrte Assistenzarztstellen oder eine Position als Oberarzt bekleiden – eine Karriere in der Medizin lohnt sich finanziell durchaus. Natürlich geht sie aber auch mit einer ausgesprochen hohen Verantwortung einher – insbesondere für die Medizinerinnen und Mediziner, die auch Personalverantwortung tragen.
Auf dem zweiten Platz der bestbezahlten Berufsgruppen folgen die Angestellten im Ingenieurwesen. Wenn man dort arbeitet, kann man mit einem Mediangehalt von 59.280 € rechnen. Wer sich ganz sicher vor Geldsorgen schützen möchte, sollte Programm-Manager oder -Managerin werden, denn hier liegt der Median sogar bei 92.352 €.
Die Digitalisierung macht sich selbstverständlich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar; Berufe in der digitalen Branche sind besonders gefragt und sind außerdem oft mit sehr guter Bildung verbunden. Es verwundert also nicht, dass Berufe im IT-Bereich auf Platz drei der bestbezahlten Arbeitsplätze sind. Mit einem Bruttomediangehalt von 56.992 € gehen Angestellte in diesem Berufsfeld nach Hause. Am besten werden IT-Leiterinnen und -Leiter bezahlt, hier liegt der Median bei 85.488 €.
Auch ein Blick auf die bestbezahlten Branchen lohnt sich, um einzuschätzen, wo man besonders gut verdienen kann. Hier wird der Einfluss der Digitalisierung noch einmal besonders deutlich, denn angeführt wird die Liste von der Halbleiter-Branche mit einem Median von 62.963 €. Sie wird gefolgt von der Biotechnologie (61.542 €), Banken (58.341 €) und der Luftfahrt (57.408 €).
Am anderen Ende der Statistik liegen Callcenter, denn die bilden mit 28.916 € Mediangehalt die am schlechtesten bezahlte Branche. Ebenso niedrig ist das Gehalt in Hotels und Gaststätten (31.200 €) und im Einzelhandel, wo besonders die Lebensmittelbranche (32.444 €) schlecht dasteht.
Wie bereits angekündigt, unterliegt die Bezahlung nicht nur dem Einfluss des eigentlichen Berufsfeldes, sondern hängt auch von einigen anderen Faktoren ab. Die wichtigsten stellen wir Ihnen hier vor.
Grundsätzlich macht es einen gewaltigen Unterschied für Ihr Gehalt, ob Sie eine akademische Ausbildung genossen haben oder nicht. Bei Akademikerinnen und Akademikern liegt der Median nämlich bei 59.696 €, während es bei den übrigen Arbeitnehmenden nur 40.560 € sind.
Das wird beispielsweise in der Finanzbranche besonders deutlich: Mit Studium kann man hier im Median 61.152 € verdienen, in einem Ausbildungsberuf aber nur 43.175 €. Allein innerhalb einer einzigen Berufsgruppe kann der Bildungsgrad also schwer ins Gewicht fallen. Auch Weiterbildungen erhöhen Jobchancen und Verdienstmöglichkeiten.
Der Gehaltsreport hat auch hierzu Daten gesammelt, die diesen Umstand verdeutlichen.
Auch der Karriereverlauf von Akademikerinnen und Akademikern beeinflusst die Unterschiede. Verschiedene Studienfächer sind mit unterschiedlich hohen Gehältern verbunden. Der StepStone Gehaltsreport 2020 kommt wenig überraschend zu dem Ergebnis, dass das vielversprechendste Studienfach mit Abstand die Medizin bzw. Zahnmedizin ist. An zweiter Stelle stehen die Rechtswissenschaften, folgt von Wirtschaftsingenieurwesen und Ingenieurwissenschaften. An Platz fünf stehen die Wirtschaftswissenschaften.
Außerdem fällt auch ins Gewicht, wie groß das Unternehmen ist, in dem Sie angestellt sind. Größere Unternehmen zahlen, das zeigt der Gehaltsreport 2022, signifikant höhere Gehälter als kleine Betriebe. Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden zahlen eine Mediangehalt von 59.280 €, während kleine Betriebe mit unter 50 Angestellten diese mit 37.440 € vergüten.
Wer im Süden oder Südwesten Deutschlands wohnt, verdient laut Statistik besser. Am höchsten sind die Gehälter in Hessen, mit einem Median von 47.840 €. An zweiter Stelle steht Baden-Württemberg (47.806 €), danach folgen Hamburg und Bayern (jeweils 46.800 €).
Besonders auffällig ist insgesamt das Lohngefälle zwischen Ost- und Westdeutschland. Mit 35.416 € zu 45.292 € ist der Unterschied in der Bezahlung hier sehr groß; seit dem Jahr 2000 verdienen Arbeitnehmende in Westdeutschland durchschnittlich gut 5 € mehr pro Stunde.
Das hat verschiedene Gründe. Zunächst gibt es im Osten insgesamt kleinere Unternehmen, die weniger bezahlen, und generell andere Unternehmensstrukturen. Auch die regionalen Preisniveaus beeinflussen die Gehälter, weil im Osten die Lebenshaltungskosten i.d.R. geringer sind. Besonders interessant ist der Einfluss der Gender-Pay-Gap: Einerseits sorgt diese für geringere Löhne im Osten, weil dort prozentual mehr Frauen arbeitstätig sind als im Westen. Zusätzlich aber ist der bereinigte Gender-Pay-Gap im Osten 2 % höher als im Westen, was das Lohngefälle noch mehr vergrößert. Darüber sorgt die häufigere Tarifbindung im Westen für höhere Gehälter, genauso wie die unterschiedliche Sektorstruktur. Auch die Siedlungsstruktur fällt ins Gewicht, da im Osten weniger großstädtische Räume liegen, in denen man i.d.R. mehr verdient.
Neben der Bildung, der Unternehmensgröße und der Region gibt es noch mehr Einflüsse auf die Bezahlung. Wer beispielsweise Personalverantwortung trägt, verdient auch mehr. Besonders eindrücklich ist dies in der IT-Branche, wo man mit Personalverantwortung ungefähr doppelt so viel verdient wie ohne (101.446 € zu 55.966 €).
Auch die erwähnte Gender-Pay-Gap ist wichtig. Das Mediangehalt von Männern lag 2021 mit 47.320 € deutlich über dem von Frauen, welches 40.533 € betrug. Mit einkalkuliert werden muss hier allerdings unter anderem die geschlechtsspezifisch abweichende Verteilung über verschiedene Berufsfelder, die an sich unterschiedliche Gehaltsniveaus mitbringen.
Zuletzt muss auch die Berufserfahrung erwähnt werden. Wer bei der Jobsuche als Absolvent und Berufseinsteiger nicht so viel wie Angestellte, die jahrelang Erfahrung in ihrem Arbeitsfeld sammeln konnten.
Fazit
Der Wert des deutschlandweiten Mediangehalts, der bei 44.074 € liegt, lässt nur bedingt Rückschlüsse auf die tatsächliche Bezahlung der meisten Arbeitnehmenden zu. Denn es gibt starke Unterschiede zwischen den Gehältern, die unter anderem vom Beruf, von der Region und vom Unternehmen abhängen. Mit Abstand am besten bezahlt werden Ärztinnen und Ärzte vor Angestellten im Ingenieurwesen und im IT-Bereich.
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Dirk ist Geschäftsführer der Pharetis GmbH und seit der ersten Minute Unterstützer von Bewerbungstraining.de Als unser Mann für Alles sorgt er dafür, dass alles läuft, widmet sich dem operativen und strategischen Management, hegt Kooperationen und pflegt das soziale Gefüge der Firma. In seiner Freizeit geht es zudem auch leidenschaftlich mit dem Motorrad vorwärts.